Freitag, 25. März 2011

Satzwerk 12

schlechtes gewissen war kein guter ratgeber die erinnerungen bekamen dann risse sinkflüge abstürze aus dem nichts änderte sich zu viele skeptiker versprachen dir das bleierne vom himmel als wenn man die welt reparieren könnte die lebenshöfe waren bereits zu groß und wir lernten nichts von den lektionen die uns das leben an anderer stelle zeigte die guten mächte hatten längst den kampf aufgegeben es gab noch nicht mal mehr windmühlenflügel die dauernden kurswechsel hatten nichts mehr übrig gelassen von aufrechtem gang träumten die liebenden abende aus der ferne konntest du auch im dunklen die flüsse betrachten den bäumen beim wachsen zuschauen und ihre blüten erahnen diese leuchtenden gewitter im verkommenen licht ungeschriebene buchstaben groß und klein verführten dich an den richtigen stellen und andere liebgewonnene menschen legten uns nester vor die türen unserer herzen und ihre worte schlossen stille abkommen mit unseren gedanken und waren bedingungslos es bedeutete so viel wenn man daran dachte das bald die frauen wieder ihre haut wie einen seidenen schal offenbarten an den plätzen die ich so oft mit dir geteilt hatte und in denen das licht sich ins glas setzte sich offenbarte und tag ein geschenk war vom preis befreit und sonnenblau

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Freitag, 18. März 2011

Satzwerk 11

verschämte angst zusammengezogen ein regal deines lebens war verloren gegangen zwischen den hauswänden klafften die strassen kläfften die worte an den zeitungsständen konnte man den manipulierten applaus günstig erwerben das sparte eigene gedanken und meinungen waren bequem geworden die welt war zum augenzeugen geworden griesgrämige zeitgenossen schrieben leerzeilen in ihre tagebücher sie reihten beweise für ihr unglück aneinander sorgfältig aufgelistet die fassaden trugen narben davon schenktest du eine zeitkarte und jemand schenkte ein überraschtes lächeln zurück das war ein moment den man erinnerte ein moment an den man sich erinnerte der blieb als zärtlichkeit in der kühle eines wagemutigen märzmorgens die straßenzüge bekamen andere gesichter das wasser blieb mächtiger als angenommen und in einer anderen welt verwaltete die demut den schmerz es war zu wenig übrig geblieben von den vorstellungen den plätzen die man mit dem eigenen ich füllen wollte längst reihten sie sich in die meldungen ein und übernahmen die regulierten worte und nichts blieb nichts blieb mächtiger als das eigene tun das niemand übernehmen konnte in der kühle eines wagemutigen abends im märz


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Freitag, 11. März 2011

Satzwerk 10

über die aufgebrochene wunde des winters hinweg unterwegs fusswärts auf dem kanal winken die beschriebenen seiten aus blattgold ein einziges langes gleichmässiges relief du atmest wären die wörter im gleichgewicht ein messer scharf wie kritik jemand hat die bewährten ankerseile abgeschnitten fremde kolonien von meinungen karawanen aus motorenfleisch eine stadt die sich teilt und berge wie ein fächer auf den sandbänken geriffelt perlmutt dieser eigene schimmer von licht über dem dunklen blau der nacht strohmänner und strohfrauen lohntütentiger kappen die welt sie sägen bäume sie leeren vitrinen der schlund der welt ein einziges schwarz wohin niemand weiss man würde so gerne zusammen halten man würde die welt so gerne zusammen halten aber man hält nur den schmerz der schneller vorbei sein kann als man vielleicht wollte dann weht eine blaue feder vorbei und am weg die katze mit der glocke am hals sie verabschieden sich und wünschen eine gute reise

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Freitag, 4. März 2011

Satzwerk 9

für das leben fandest du keine fahrschule die ampeln standen auf licht schonungslos hell keine schonung keine schonungen aus denen der himmel unverfälscht für das leben gab es zu häufig den tag der offenen tür sie hatten ihn in den gesichtsbüchern erfunden und bevor du wusstest was geschah war mehr geschehen als dir recht gewesen wäre wenn du gewusst hättest wie viele facetten schmerz haben konnte für manche war es ein privileg der zuwendung an den wänden hingen plakate von flüchtenden sie unterschieden sich deutlich von den flüchtlingen die welt brannte an den meeresufern die freiheit war stolz und hatte angst in den schaufenstern hingen menschen am fleischerhaken es gab preise zu gewinnen und hilfspakete nur das leben fand in keiner fahrschule statt sondern unentwegt gewagt manchmal leichtsinnig viel zu oft geplant zerstritten und sie suchten wege um sich nicht aus dem weg zu gehen und sie bewerteten alles in eine richtung dein leben bestand aus punktlisten stärker als die erfolge zählten die ausfälle es gab genügend wege um unglücklich zu sein und sich darin gut zu fühlen aber das wolltest du nicht nur ab und zu einen der mit dir dein leben durchquerte und dich mit vorsicht an den mogelpackungen den fälschungen vorbeiführte das leben war keine pauschalreise auch wenn viele danach lebten und sich in ihren vorgemachten lebensplänen eingerichtet hatten das konnte doch nicht alles gewesen sein nein das nicht und das nicht lieber wieder suchen und wenn es keine fahrschule gab wagen selbst in das unentwegte zu fahren es gab keine absicherungen keine versicherungen und viele entsicherungen an die du dich heranwagen musstest

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